L’Animale

L’Animale

Mo, 12. — Sa, 17.11.2018 | 17:30 Uhr bzw. Sa 15:00 Uhr | City-Kino

A 2018, Regie/Drehbuch: Katharina Mückstein, K: Michael Schindegger, S: Natalie Schwager, M: Bernhard Fleischmann, Franco Battiato, Darsteller: Sophie Stockinger, Kathrin Resetarits, Dominik Warta, Julia Franz Richter, Jack Hofer, Stefan Pohl, 96 Minuten, DF

Trailer:


Inhalt:


Mati und ihre Burschenclique sind die Helden des Dorfes, wenn sie auf getunten Mopeds die Gegend unsicher machen. Matis Eltern Gabriele, eine Tierärztin, und Paul, ein Baugutachter, stehen mitten im Leben und müssten bloß noch die letzten Arbeiten am Rohbau ihres Hauses abschließen.
Als Mati jedoch Carla kennenlernt, gerät alles ins Wanken. Die Begegnung mit dem selbstbestimmten Mädchen zeigt Mati, wer sie wirklich sein könnte: lebendig und offen und ganz anders als in ihrer kompetitiven, betont coolen Clique. Und dann verliebt sich Matis bester Freund Sebastian auch noch in sie und will, dass Mati endlich vom Kumpel zur Geliebten wird. Verliert Mati nun ihren Platz in der Männerrunde?


Die Regisseurin:


Katharina Mückstein ist 1982 in Wien geboren. Studium der Philosophie und Gender Studies, 2004–2010 Regiestudium an der Filmakademie Wien, Universität für Musik und darstellende Kunst. 2010 Mitgründung des Filmproduktionsunternehmens La Banda Film. 2013 START-STIPENDIUM für Filmkunst des Bundesministeriums für Kunst und Kultur.

• 2019 FEMINISM WTF – Dokumentarfilm
• 2018 L’ANIMALE – Spielfilm
• 2013 TALEA – Spielfilm
• 2008 DIE VEREINIGUNG – Kurzspielfilm

Aus einem Interview mit Karin Schiefer, Austrian Film Commission, November 2017:

K.S.: Sie erzählen vom Jugendlich-Sein auf dem Land und nicht im urbanen Raum. Was hat Sie dazu bewogen, diese Geschichte auf dem Land spielen zu lassen?

K.M.: Mich interessiert die Schnittstelle zwischen Stadt und Land – der Speckgürtel –, die auch die Schnittstelle zwischen Natur und Zivilisation ist. Hier lassen sich Themen wie das Romantisieren von Natürlichkeit, das Mystifizieren von Natur versus Zivilisation und Fortschritt sehr gut verorten. Wir leben in einer Zeit, in der ständig darüber verhandelt wird, wohin wir uns orientieren sollen: Sehnen wir uns zurück nach einem romantisierten Urzustand oder überwinden wir die Angst vor dem Unbekannten, gehen voran und suchen den Fortschritt?

K.S.: Mati lehnt definitiv ihre Altersgenossinnen ab, sie will aber dennoch wo dazu gehören und hat in der Motorrad-Gang der Burschen einen, aber nicht unbedingt ihren Platz gefunden. Sie behauptet sich in der Beherrschung des Motorrads, ist aber dennoch nicht vor dem machistischen Gehabe der Burschen gefeit und nur so lange unter deren Schutz, solange sie ein potenzielles sexuelles Subjekt für sie ist. Der Umgang zwischen den Geschlechtern ist für diese Generation erstaunlich hart; basiert er auf Ihren Beobachtungen in der Recherche?

K.M.: Ich sehe das etwas anders: Mati ist solange vor dem machistischen Gehabe gefeit, solange sie so tut, als sei sie einer der Männer. Sobald sie aber zum Objekt wird, ist sie demselben Terror ausgesetzt wie die anderen Mädchen. Ich habe diese Szenen aus der Sicht geschrieben, wie ich in meiner Jugend gleichaltrige Männer erlebt habe. Ich habe mit Rita Waszilovics sehr viele Burschen und Mädchen gecastet. Und wenn wir den Burschen sagten, wir hätten keinerlei Benimmregeln und sie sollten sich so hemmungslos wie möglich benehmen, dann war vielleicht am Anfang ein bisschen Scham vorhanden, war aber die Handbremse mal gelöst, war keiner in Verlegenheit. Jeder von ihnen wusste, wie herabwürdigend unter Männern über Frauen gesprochen wird. L’ANIMALE ist auch ein Film über Männlichkeit und die Frage: „Was bedeutet es für ein aufwachsendes Mädchen, einerseits zu spüren, dass es diese männliche Welt gibt, mit sehr viel Macht, Privilegien und der Freiheit, sich schlecht zu benehmen, und andererseits feststellen zu müssen, dass den Frauen in unserer Gesellschaft diese Freiheit nicht gegeben ist?


Kritikerstimmen:


So geht neues Austro-Kino! Katharina Mückstein bricht in ihrem zweiten Werk L´Animale mit österreichischen Kinotraditionen. Ein Ensembledrama über Menschen, die aus ihrer Haut wollen, aber wie?
(Andrey Arnold, Die Presse)

Österreichs Nachwuchshoffnung Sophie Stockinger ist großartig als Suchende, gefangen in einem Netz von gesellschaftlichen Erwartungen und intimen Sehnsüchten, in einem dynamischen, intelligenten, musikalisch lässigen Drama, das sehr schön Fragen nach der vermeintlichen ´Natürlichkeit´ der Geschlechter und fließenden, sich verändernden Identitäten stellt.
(Marietta Steinhart, Filmmagazin)

L´Animale, also das Tier in Katharina Mücksteins zweitem Spielfilm, das sind wir bzw. lebt in uns. Vielleicht nicht von Anfang an und nicht immer als rau-leidenschaftliches Biest, wie es dem Titel gebenden Lied des Italieners Franco Battiato entspringt, sondern als schlummerndes, etwas gemächliches, verkapptes, gar österreichisches Weslein.
(Alexandra Zawia, Die Furche)