Die beste aller Welten

Die beste aller Welten

Mo, 14. — Sa, 19.01.2019 | 17:30 Uhr bzw. Sa 15:00 Uhr | City-Kino

Ö, D 2017; Regie und Drehbuch: Daniel Goiginger; Kamera: Yoshi Heimrath, Paul Sprinz; Schnitt: Ingrid Koller; Musik: Dominik Wallner, Manuel Schönegger;, Darsteller: Verena Altenberger, Jeremy Miliker, Lukas Miko, Michael Pink, Michael Fuith, Reinhold G.Moritz, Philipp Stix; Länge: 103 Min., DF

Trailer:


Inhalt:


Als der kleine Adrian größer wird, merkt seine Mutter, dass sie aufhören muss, Drogen zu nehmen, wenn sie ihr Kind behalten will. Doch immer wenn sie es ein paar Tage ohne Drogen schafft, fühlt sie sich geschwächt und ist dazu gezwungen, wieder welche zu nehmen. Doch eines Tages passiert es: Ein Dealer, der in ihrer Wohnung schläft, stirbt. Da steht es für Adrians Mutter endgültig fest: Sie muss von der Sucht loskommen!


Der Regisseur:


Adrian Goiginger (geb. 22. Februar 1991 in Salzburg) ist ein österreichischer Filmemacher (und zur Zeit der Realisierung von ‚Die beste aller Welten‘ noch Filmstudent).
Er absolviert nach der Matura seinen Wehrdienst und gründet 2012 zusammen mit Schulfreunden in Salzburg eine Filmproduktionsfirma. Mit dieser realisiert er verschiedene Kurzfilme, Werbespots, Imagefilme und Musikvideos als Regisseur und Drehbuchautor.
Ab 2013 studiert er szenische Regie an der Filmakademie Baden-Württemberg. Mit seinen Kurzfilmen ‚Klang der Stille‘ und ‚Milliardenmarsch‘ wird er auf zahlreiche Festivals weltweit eingeladen und mehrfach ausgezeichnet. Sein Langfilmdebüt ‚Die beste aller Welten‘ läuft bei der Berlinale 2017 in der Reihe „Perspektive Deutsches Kino“ und wird dort mit dem Kompass-Perspektive-Preis für den besten Film der Reihe ausgezeichnet. Vom Erfolg des Film ermutigt, geht Goiginger mit seinem Film auf große Tournee durch Deutschland und Österreich. Weitere Preise und große mediale Aufmerksamkeit sind die Belohnung.


Hintergrund:


Adrian Goiginger erzählt in seinem ersten Spielfilm die Geschichte seiner eigenen Kindheit.
Initialzündung für das Projekt war für ihn der Tod seiner Mutter, die zu dem Zeitpunkt schon seit Jahren clean war, im Juli 2012. Beratend stand ihm sein Stiefvater Günter Goiginger zur Seite, der, nachdem er ebenfalls die Sucht überwinden konnte, seither bei einer NGO arbeitet, die Süchtigen hilft.
Die Dreharbeiten fanden von 20. April bis 25. Mai 2016 in Salzburg und Baden-Württemberg statt, Drehort für die Wohnung war die General-Keyes-Siedlung (USFA-Wohnhaussiedlung General-Keyes-Straße) im Salzburger Stadtteil Liefering.
Der Film zeigt aber nicht nur die von ihrer Drogenkrankheit gezeichnete Mutter, sondern vor allem das liebevolle Verhältnis zwischen der Frau und dem Buben. Dieser Bub wird sensationell gut von Jermey Miliker gespielt, der beim Dreh – 26 Drehtage – gerade noch sieben Jahre jung war. Egal ob in verspielten Szenen oder doch eher tristen – er wirkt stets voll natürlich und überzeugend. Mittlerweile wurde er bereits für weitere Fernseh- und Kinofilme engagiert.
Goiginger betrachtet sich als „einer von wenigen Menschen, die als Kind hautnah ein Drogenmilieu miterlebt haben und als Erwachsener dennoch in der Lage sind, reflektiert darüber zu berichten“. Und da er nicht wie die meisten anderen in so einer Situation selbst abhängig geworden ist, sehe er es als Verpflichtung, seine Erfahrungen weiterzugeben.
Rückendeckung bei seiner mutigen Entscheidung, eine derart persönliche Geschichte zu verfilmen, bekam Goiginger von seiner Familie. Unter anderem von seiner Großmutter, „obwohl sie meinte, dass sie nicht sicher sei, ob sie sich den Film anschauen kann. Sie macht sich nämlich Vorwürfe, weil sie damals nichts von der Sucht ihrer Tochter mitbekommen hat.“ Auch sein Stiefvater sei von Anfang an einer der größten Unterstützer des Projekts gewesen und habe ihm bei der Recherche und auch später bei den Dreharbeiten geholfen.
„Sie alle waren sehr froh darüber, dass ich diesen Film mache und meiner viel zu früh verstorbenen Mutter ein Denkmal setze“, sagt der 26-Jährige. Daher sei ihm wichtig gewesen, einen Film zu drehen, der nicht verteufelt, keine Schwarz-Weiß-Malerei betreibt und sie auch nicht als Rabenmutter hinstellt. „Der Film erzählt einfach, wie es war, als Kind einer heroinabhängigen Mutter aufzuwachsen – mit allen Hochs und Tiefs.“


Kritikerstimmen:


Die Ohnmacht von Süchtigen lässt sich kaum schmerzlicher zeigen als in Gestalt einer liebenden Mutter. Nicht einmal Helgas Wille, ihr Kind zu schützen, erweist sich als stark genug, um den Drogen abzuschwören. Trotzdem folgt der Film nicht dem erwartbaren Reflex, von einer einseitig schlimmen Kindheit in der Drogenhölle zu erzählen. Stattdessen zeigt er, ohne zu verharmlosen, wie viel Zärtlichkeit zwischen Mutter und Sohn herrscht, wie viel wunderbare Normalität mitunter möglich ist. Er zeigt ein richtiges Leben im falschen[…] Doch umso mehr Respekt verlangt Goigingers Leistung ab, das eigene Schicksal mit einer derart wohltuenden wie erstaunlichen Distanz zu betrachten.

(Kaspar Heinrich, Spiegel online)

Goiginger ist mit dem Film eine authentische Milieustudie gelungen, die die Drogensüchtigen und Kleinkriminellen nicht verurteilt, sondern schildert, wie sie mit ihren Ängsten zu überleben versuchen. […] Und ohne die beiden herausragenden Schauspieler wäre die Geschichte ohnedies kaum vorstellbar. Der junge Jeremy Miliker ist ein Naturtalent, den der Regisseur aus 2000 Salzburger Jugendlichen ausgewählt hat, denn Goiginger war wichtig, dass er Salzburger Dialekt spricht, um so nah wie möglich an seiner eigenen Kindheit zu bleiben. Verena Altenburger hat auf Festivals in Moskau und Graz jeweils den Darstellerpreis gewonnen.

(Katrin Hoffmann, epd Film)


Preise (u.a.):


Diagonale 2017: Publikumspreis; Berlinale 2017: Kompass-Perspektive-Preis; Bayrischer Filmpreis 2017: Nachwuchsregie-Preis; Österreichischer Filmpreis 2018: bester Spielfilm, beste Regie, bestes Drehbuch