Paranza

Paranza – Der Clan der Kinder

I 2019, Regie: Claudio Giovannesi, Drehbuch: Maurizio Braucci, Claudio Giovannesi, Roberto Saviano, K: Daniele Ciprì, S: Giuseppe Trepiccione, M: Claudio Giovannesi, Andrea Moscianese, Darsteller: Francesco Di Napoli, Artem Tkachuk, Alfredo Turitto, Viviana Aprea, Aniello Arena, Renato Carpentieri, 111 Minuten, OmdUTmily Beecham, Ben Whishaw, Kerry Fox, Kit Connor, David Wilmot, Phénix Brossard, Sebastian Hülk, Lindsay Duncan; Länge: 105 Minuten

Trailer


Inhalt

Die „Paranzas“, wie sie sich selbst nennen, wollen alles – und das am besten sofort. Im Zentrum der Geschichte steht Nicola (Francesco Di Napoli), der den Krieg zwischen den verfeindeten Clans gekonnt für seine Geldgeschäfte nutzt. Mehr als diesen Krieg liebt er nur seinen jüngeren Bruder und die schöne Letizia (Viviana Aprea), mit der er sich sogar einen Neuanfang außerhalb der verschworenen Gemeinschaft vorstellen kann



Kritikerstimmen

Und auch wenn Giovannesi seine Geschichte mit altbekannten Elementen des Mafiathrillers erzählt, lässt er hinter der dichten Spannungsdramaturgie genügend Raum für einen tragischen Realismus, der noch dadurch verstärkt wird, dass der Film mit jugendlichen Laiendarstellern aus dem Viertel besetzt wurde – Stellvertretern einer Generation, die es eines Tages hoffentlich besser machen wird.“

Cornelis Hähnel, Rolling Stone

Hintergrund

PARANZA – DER CLAN DER KINDER beruht auf dem Roman Der Clan der Kinder des italienischen Bestseller-Autors Roberto Saviano (Gomorrha) und wurde bei den 69. Internationalen Filmfestspielen Berlin mit dem Silbernen Bären für das Beste Drehbuch ausgezeichnet.


Claudio Giovannesi über seinen Film

Mein Film zeigt, wie ein Fünfzehnjähriger und seine gleichaltrigen Freunde ihre Unschuld verlieren. 

Nicolas Entscheidung, eine kriminelle Jugendgang anzuführen, wird Schritt für Schritt unwiderruflich, bestimmt sein Leben und zwingt ihn dazu, seine erste große Liebe für die Gang zu opfern.

Keiner dieser Jungen strebte von Kind auf eine kriminelle Karriere an. Sie ist die Folge einer im Alltag ihrer Stadt verbreiteten Atmosphäre, in der illegale Machenschaften an der Tagesordnung sind. Ich nehme als Regisseur den Blickwinkel der jungen Leute ein und urteile nicht über sie, sondern zeige ihre Gefühle als Heranwachsende, die Macht haben wollen und Straftaten begehen. Für die Jungs im Film zählen vor allem die Statussymbole unserer Konsumgesellschaft: Markenkleidung, teure Uhren, Motorräder, ein eigener Tisch in der Diskothek, Champagner. Um all das zu besitzen, brauchen diese jungen Menschen Geld – viel Geld und das am besten sofort. Die Möglichkeit, es durch kriminelle Machenschaften zu erwerben, liegt für sie am nächsten. An die Konsequenzen ihres Handelns denken sie dabei erst einmal nicht.

Die Entwicklung der Figuren in PARANZA – DER CLAN DER KINDER basiert auf den gemeinsamen Entscheidungen und Erfahrungen innerhalb einer Gruppe junger Männer, die aus neun Personen besteht – und auf der Beziehungsdynamik innerhalb dieser Gruppe.

Wir wollten, dass der Film in den Stadtvierteln Sanità und Quartieri Spagnoli spielt, weil Neapel im Unterschied zu Rom und vielen anderen italienischen Städten noch ein historisches Stadtzentrum mit ursprünglichem, volkstümlichem Charakter besitzt, das noch nicht vom Tourismus und von inszenierter Folklore geprägt ist.“


Roberto Saviano über sein Buch:

Ich war sicherlich nicht der erste, der das Thema Kriminalität in seinen Texten beleuchtetet – aber mein Blick darauf war definitiv neu, weil ich versuchte, nicht bloß Berichterstatter zu sein, nicht steril und neutral zu beschreiben, sondern mit einer gewissen Empathie die Geschichten von Gegenden zu erzählen, die sehr unter der Macht der Camorra-Clans und ihrer Bossen leiden. Dabei handelt es sich um Menschen, die nicht anders waren und sind als wir. Es ging darum, zu verstehen, dass man das organisierte Verbrechen nicht nur an Pistolen und dem Gerede über die eigene Ehre festmachen kann – sondern vor allem am Geld, am Geld und nochmals am Geld.

Es gibt keinen Staat mehr in irgendeiner Form, wie wir ihn kennen – denn Verhaftungen und Repressalien allein sind keine Lösungen, keine Prävention. Was das bedeutet? Erst lernen die Jugendlichen nichts in der Schule, dann hängen sie auf der Straße herum, tun nichts und erleben dort, wie einsam und perspektivlos das Leben sein kann. Hier müssten wir anfangen und uns um diese jungen Menschen kümmern. Wenn wir ein Phänomen wie das der kriminellen Jugendbanden eindämmen wollen, müssen wir damit beginnen, uns mit den jungen Menschen zu unterhalten und ihre Probleme ernst zu nehmen, um ein Gespür für ihre Sorgen und Bedürfnisse zu bekommen.“


Claudio Giovannesi

Regisseur, Drehbuchautor und Musiker, wurde 1978 in Rom geboren und drehte bereits mehrere Spiel- und Dokumentarfilme. Bekannt wurde er durch seinen Film Fiore, der 2016 in Cannes im Rahmen der Reihe Quinzaine des Réalisateurs lieft und den Spezialpreis des Silbernen Bands, der von der Berufsvereinigung der italienischen Filmjournalisten vergeben wird, sowie sechs Nominierungen für den David di Donatello und den Grand Prix beim Festival Cinéma Méditerranéen in Brüssel erhielt. Für das Fernsehen führte Giovannesi Regie bei zwei Folgen der zweiten Staffel der Serie Gomorrha, die auf dem Roman von Roberto Saviano beruht.


Filmografie

2016 Fiore

2013 Wolf

2012 Alì ha gli occhi azzurri 

2009 Fratelli d’Italia 

2009 La casa sulle nuvole

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