Nahschuss

Nahschuss

D 2021; Regie: Franziska Stünkel; Drehbuch: Franziska Stünkel; Kamera: Nikolai von Graevenitz; Schnitt: Andrea Mertens; Darsteller: Lars Eidinger, Luise Heyer, Devid Striesow, Moritz Jahn, Paula Kalenberg, Victoria Trautmannsdorff, Kai Wiesinger, Florian Anderer, Peter Lohmeyer; 116 Min

Trailer


Inhalt

Der fußballbegeisterte Ingenieur Franz Walter erhält nach seiner Promotion an der Berliner Humboldt-Universität vom DDR-Geheimdienst das Angebot, als Stasi-Mitarbeiter bei den Vorbereitungen auf die kommende Fußball-Weltmeisterschaft zu helfen. Während es zu Beginn lediglich um Informationsbeschaffung geht und er die Vorteile seines Jobs in vollen Zügen genießen kann, wird im Laufe der Zeit immer mehr von ihm verlangt, sodass immer größere moralische Zweifel in ihm geweckt werden.

Hintergrund

Der Film ist von der Lebensgeschichte des Werner Teske inspiriert, der im Juni 1981 in der DDR zum Tode verurteilt und wenig später hingerichtet wurde. Er gilt als das letzte Hinrichtungsopfer der DDR. Ausgangspunkt für das Drehbuch war ein Zeitungsartikel, durch den Stünkel erfuhr, dass es die Todesstrafe in der ehemaligen DDR gab. Sieben Jahre lang arbeitete sie an Stoff und Drehbuch. Sie recherchierte lange, um die Geschichte mit Komplexität und Mehrdimensionalität zu erzählen und nicht nur dem Thema, sondern auch der Geschichte des Menschen, der dahinter steht, gerecht zu werden.



Kritiken

Franziska Stünkel hat mit Nahschuss einen so eindringlichen wie eindrücklichen Film vorgelegt, der beim Filmfest München den Förderpreis Neues Deutsches Kino für das beste Drehbuch gewonnen hat. Sie hat ihre durchaus prominenten Schauspieler gut im Griff, selbst Lars Eidinger nötigt sie das nötige Understatement ab – übrigens eine Idealbesetzung für die Rolle.e tiefe Gespaltenheit und Widersprüchlichkeit der iranischen Gesellschaft muss in diesem Film nicht explizit angesprochen werden, um sie zu sehen. Die Zuschauerinnen und Zuschauer im Studiopublikum sitzen fein säuberlich voneinander getrennt. Hinter den Kulissen drehen fast ausnahmslos Frauen an den richtigen Knöpfen. An den alles entscheidenden Schalthebeln sitzen jedoch Männer, die überdies nicht müde werden, Maryam zu bevormunden.

Rudolf Worschech, epd Film

Der Horror eines Systems, unsichtbar und allwissend, darin gefangen ein Jedermann, der sich bis zur Selbstauflösung verstrickt in Fragen um Schuld und ein (un-)mögliches Entkommen. Ja, es ist leicht möglich, sich bei diesem Aufbau an Kafkas „Der Prozess“ erinnert zu fühlen und den hier Franz Walter genannten Protagonisten als eine Art Josef K. der DDR wahrzunehmen. In jedem Fall eine Rolle wie gemacht für Lars Eidinger, der hier im Duell mit Devid Striesow den Kampf Mensch gegen Überwachungsmaschine auf den Punkt zuspitzt. Eine erschütternde Erfahrung.o könnte die Versuchsanordnung eines zynischen Computerspiels aussehen: Eine wegen Mordes verurteilte Frau kann dem Henker entkommen, wenn sie in einer TV-Sendung die Tochter des Opfers und das Millionenpublikum mit ihrer Geschichte berührt und dazu bewegt, ihr zu verzeihen. Titel der Liveshow mit musikalischen Einlagen: »Freude der Vergebung«. Die Höhe des am Ende fließenden, von einem Sponsor gespendeten Blutgelds hängt vom Engagement der Zuschauer ab. Sie beteiligen sich per SMS.“

Karin Jirsak, filmstarts.de

Franziska Stünkel

Franziska Stünkel wird 1973 in Göttingen geboren, hat eine Hochschul-Ausbildung zur Filmregisseurin und Drehbuchautorin ebenso wie ein abgeschlossenes Fachhochschulstudium in Bildender Kunst. Sie gründet mit Cita Film eine eigene Firma und ist seither auch als Produzentin tätig. Neben ihrer regen Tätigkeit im filmischen Bereich ist Stünkel auch eine angesehene Fotokünstlerin, ihre fortlaufende fotografische Serie Coexist stellt ein außergewöhnliches Kunstprojekt dar.


Franziska Stünkel über ihren Film

Die tiefe „Bei Nahschuss geht es nicht um Schuldzuweisung, sondern darum, zur Sichtbarkeit eines historischen Fakts beizutragen, ein Puzzleteil mehr zur Aufarbeitung der Geschichte zu liefern. Darüber hinaus ist das Thema nicht nur historisch zu betrachten – es gibt noch immer über 50 Staaten, die die Todesstrafe im Strafgesetz haben. Das Thema ist global leider nicht am Ende.“ und Widersprüchlichkeit der iranischen Gesellschaft muss in diesem Film nicht explizit angesprochen werden, um sie zu sehen. Die Zuschauerinnen und Zuschauer im Studiopublikum sitzen fein säuberlich voneinander getrennt. Hinter den Kulissen drehen fast ausnahmslos Frauen an den richtigen Knöpfen. An den alles entscheidenden Schalthebeln sitzen jedoch Männer, die überdies nicht müde werden, Maryam zu bevormunden.

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