EO

EO

POL/IT 2022, Regie: Jerzy Skolimowski, Drehbuch: Ewa Piaskowska, Jerzy Skolimowski, K: Michal Dymek, M: Pawel Mykietyn, S: Agnieszka Glinska, Darsteller: Hola, Tako, Marietta, Ettore, Rocco, Mela, Sandra Drzymalska, Tomasz Organek, Mateusz Kosciukiewicz, Lorenzo Zurzolo, Isabelle Huppert, 88 Minuten, OmdUT

Trailer


Inhalt

Der Film erzählt von der Odyssee des titelgebenden, gewinnenden grauen Esels (gespielt von sechs verschiedenen polnischen und sardischen Eseln). Diese lange, seltsame Reise beginnt in einem polnischen Zirkus, wo er von Tierschützern verehrt (und befreit) wird, geht weiter zu einer Pferdefarm (von der er flieht), dann wird er kurzzeitig zum Maskottchen einer Fußballmannschaft. Die durch die Augen des Tieres erlebte Welt ist manchmal grausam, liebevoll, zufällig, verträumt, chaotisch oder idyllisch. Überraschenderweise tritt Isabelle Huppert als Gräfin in einer palastartigen italienischen Villa auf, in der sich der Esel für kurze Zeit aufhält.



Kritiken

„… eine schockierende und zärtliche Tour de Force … wild, kühn expressionistisch … kein Film, den ich dieses Jahr gesehen habe, hat mich so tief berührt, mich so optimistisch in Bezug auf das Kino gestimmt oder mich mit so viel intellektueller Kraft gefangen genommen wie EO. Der Autor und alle Esel, die EO spielen – Hola, Tako, Marietta, Ettore, Rocco und Mela – verdienen auch all die Liebe und die Karotten. Der Film des Jahres.“ 

(Manohla Dargis, The New York Times)

„Ein extravagantes, visionäres Werk. Der wildeste und jüngste Film in Cannes wurde von einem 84-jährigen Regisseur gedreht, der zu allem bereit ist.“

(Jonathan Romney, Filmkommentar)


Jerzy Skolimowski

Der polnische Regisseur Jerzy Skolimowski ist einer der renommiertesten Regisseure des europäischen Nachkriegskinos. Unter seinen über 20 Filmen finden sich viele preisgekrönte Werke, z. B. Der Start (1967, Goldener Bär in Berlin), Der Todesschrei (1978, Großer Preis in Cannes) und Das Feuerschiff (1985, Spezialpreis der Jury in Venedig). Er ist auch als Drehbuchautor für seine Arbeit an Die unschuldigen Zauberer (1960, Regie: Andrzej Wajda) und Das Messer im Wasser (1962, Regie: Roman Polanski) bekannt.

Nach einer Auszeit kehrte Skolimowski 2008 mit dem von der Kritik hochgelobten Thriller Vier Nächte mit Anna, der u. a. den Special Jury Prize beim Tokyo International Film Festival erhielt, nach Cannes zurück und eröffnete die Quinzaine des Réalisateurs. Skolimowskis Essential Killing (2010) wurde u. a. mit dem Spezialpreis der Jury bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig ausgezeichnet und im Jahr 2016 erhielt Skolimowski dort den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk. 

Als Schauspieler hat Skolimowski beispielsweise in White Nights (1985, Regie: Taylor Hackford), Eastern Promises (2007, Regie: David Cronenberg) und The Avengers (2012, Regie: Joss Whedon) mitgewirkt. 

Skolimowski ist ebenfalls ein erfolgreicher Maler, der an der Biennale von Venedig teilgenommen und in ganz Europa und den USA ausgestellt hat.

Jerzy Skolimowski über seinen Film

„Vor vielen Jahrzehnten habe ich in einem Interview (ich meine, es war für die Cahiers du Cinéma) gesagt, dass der einzige Film, der mich zu Tränen rührt, Au hasard Balthazar (Zum Beispiel Balthasar, 1966) ist. Ich glaube, ich habe ihn kurz nach seinem Kinostart für mich entdeckt. Seitdem habe ich im Kino keine einzige Träne mehr vergossen. Robert Bresson verdanke ich also die feste Überzeugung, dass es nicht nur möglich ist, ein Tier zu einer Filmfigur zu machen, sondern dass es auch eine Quelle für Emotionen sein kann.

(…) Um Schauspieler dazu zu bringen, die gewünschte Wirkung zu erzielen, setzen Regisseure intellektuelle Argumente und eine gefühlsbetonte Sprache ein, bei meinem Esel war Zärtlichkeit die einzige Möglichkeit, ihn zu etwas zu überreden: ins Ohr geflüsterte Worte und ein paar Streicheleinheiten. Der schnellste Weg in die Katastrophe wäre gewesen, die Stimme zu erheben und Ungeduld oder Nervosität zu zeigen.

(…) Esel haben ein überraschend eigenwilliges Wesen. Jeder Esel, der am Film mitgewirkt hat, hatte einen anderen Charakter, das machte die Aufnahmen unvorhersehbar. Es war, als ob jeden Tag ein aufregendes Puzzle gelöst werden musste, um herauszufinden, was dieser oder jener Esel mag, hasst, fürchtet oder bewundert. Manchmal konnte etwas ganz Harmloses, wie ein auf dem Boden herumliegendes Kabel, plötzlich zu einem unüberwindlichen Hindernis für sie werden. Andererseits nahmen wir an, dass sie vor einigen Dingen Angst haben könnten, z. B. ein Wasserfall, der aus einem riesigen Damm herausbricht, aber es stellte sich heraus, dass das gar kein Problem war.“

Filmografie

  • 1965: Besondere Kennzeichen: keine (Rysopis)
  • 1965: Walkover
  • 1966: Barriere (Bariera)
  • 1967: Der Start (Le Départ)
  • 1970: Die Gräfin und ihr Oberst (Adventures of Gerard)
  • 1970: Deep End 
  • 1971: Dame, König, Bube (King, Queen, Knave)
  • 1978: Der Todesschrei (The Shout)
  • 1981: Hände hoch! (Rece do góry) [1967 gedreht]
  • 1982: Schwarzarbeit (Moonlighting)
  • 1985: Das Feuerschiff (The Lightship)
  • 1989: Wenn die Masken fallen (Torrents of Spring)
  • 1991: Ferdydurke (30 Door Key)
  • 2008: Vier Nächte mit Anna (Cztery noce z Anną)
  • 2010: Essential Killing 
  • 2015: 11 Minuten
  • 2022: EO 

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