Gott existiert, ihr Name ist Petrunya

Gott existiert, ihr Name ist Petrunya

MAZ 2019, Regie: Teona Strugar Mitevska, Drehbuch: Teona Strugar Mitevska, Elma Tataragic, K: Virginie Saint-Martin, M: Olivier Samouillan, S: Marie-Hèléne Dozon, Darsteller: Zorica Nusheva, Labina Mitevska, Simeon Moni Danevski, Suad Begovski, 100 Minuten, OmdUT

Trailer


Inhalt

Die nordmazedonische Stadt Štip in der Gegenwart: Die übergewichtige Petrunya ist 32 Jahre alt und lebt noch immer bei ihren Eltern. Sie hat erfolgreich ein Geschichtsstudium absolviert, findet aber damit keine Arbeit. Nach einem herabwürdigenden und nicht erfolgreichen Vorstellungsgespräch in einer Textilfabrik, trifft Petrunya durch Zufall auf eine heilige Prozession – die Männer der Stadt sind unterwegs zum Fluss, wo ein Priester wie jedes Jahr am Dreikönigstag ein heiliges Kreuz von einer Brücke wirft. Derjenige, der das Kreuz zuerst findet, soll das ganze Jahr über Glück haben. Aus einem animalischen Instinkt heraus springt Petrunya angezogen ins kalte Wasser und gelangt als erste an das kleine Holzkreuz. Die Männer entwenden ihr aber den Glücksbringer, entgegen den Protesten des Priesters Kosta, der auf die Rückgabe an Petrunya besteht. Petrunya gelingt es aber, das Kreuz zurückzuerlangen und nach Hause zu flüchten.



Kritikerstimmen

Ebenso unterhaltsam wie entschieden erteilt die 45-jährige Regisseurin in ihrem sorgfältig aufgebauten Film mit dem entschlossenen Auftreten Petrunyas der Männergesellschaft und längst überholten Traditionen eine Absage und ergreift engagiert Partei für das Streben der Frauen nach Gleichberechtigung und einem selbstbestimmten Leben.“

Walter Gaspari, Die Furche

Hintergrund

Das Drehbuch des Films von Regisseurin Teona Strugar Mitevska und Drehbuchautorin Elma Tataragić basiert auf wahren Ereignissen. Die Prozession mit dem Kreuz findet alljährlich am 19. Januar in orthodoxen Gemeinden in Osteuropa statt. Im Jahr 2014 fing entgegen der Tradition eine Frau in der ostmazedonischen Stadt Štip das Kreuz. 

Trotz Protesten der lokalen Bevölkerung und der Kirche weigerte sie sich, es zurückzugeben. Einen Tag später gab die Frau ein Interview im lokalen Fernsehen, in dem sie andere Frauen dazu ermutigte, in Zukunft ebenfalls das Kreuz zu fangen. Sie wurde aber von der lokalen Bevölkerung als „geistig verwirrt“ und „mit Problemen belastet“ angesehen 

Die Frau soll später nach London gezogen sein, während 2019 die 18-jährige Jovana Leposavić aus Belgrad das Kreuz in Zemun fing. Leposavić hatte zuvor eine Krebserkrankung überstanden. Sie widmete den Sieg ihren an Krebs erkrankten Freunden und wurde von der Bevölkerung gefeiert.


Teona Strugar Mitevska

1974 geboren, ist eine nordmazedonische Regisseurin und Drehbuchautorin.

Schon in ihrer Jugend sammelte Teona Strugar Mitevska erste Erfahrungen als Schauspielerin im mazedonischen Fernsehen und Theater. Später studierte sie Grafikdesign und arbeitete als Art Director. 1998 ging sie nach New York und absolvierte ihr Filmstudium an der Tisch School of the Arts der New York University. 

Gemeinsam mit ihren Geschwistern Labina Mitevska und Vuk Mitevski gründet sie 2001 die Produktionsfirma Sisters und Brother Mitevski. Im gleichen Jahr erhielt Teona Strugar Mitevska den Sonderpreis der Jury der Berlinale für den Kurzfilm Veta. Ihr erster Spielfilm How I killed a Saint hatte seine Premiere beim International Film Festival Rotterdam 2004. Und beim ersten Crossing Europe Filmfestival Linz 2004 wurde How I killed a Saint mit dem Crossing Europe Award – Competition Fiction ausgezeichnet. Auf der Berlinale 2008 wurde der Spielfilm I am of Titov Veles erstmals und in weiterer Folge weltweit auf vielen Festivals gezeigt und mit internationalen Auszeichnungen bedacht. Der Film When the Day had no Name wurde 2017 in der Panorama-Sektion der 67. Internationalen Filmfestspiele Berlin vorgestellt. Ihr Spielfilm Gott existiert, ihr Name ist Petrunya erhielt auf der Berlinale 2019 den Preis der Ökumenischen Jury und Gilde Filmpreis.

Teona Strugar Mitevska lebt und arbeitet in Skopje und Brüssel.


Filmografie

2001 Veta

2002 I am from Nowhere

2004 How I killed a Saint (Best Fiction Film, CROSSING EUROPE Award, Crossing Europe Filmfestival Linz)

2009 I am of Titov Veles

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